Ihr habt euch bei Instagram mehrheitlich zu einem Beitrag zum schwedischen Förskola-Konzept ausgesprochen. Et voila, den gibts heute hier! In den nächsten Zeilen geht es um die Platzsuche, das Konzept im Allgemeinen, die Mahlzeiten, unsere Eingewöhnung und meinen Eindruck, den ich nach einer Woche Förskola habe.

Vorab möchte ich noch betonen, dass ich natürlich nur über unsere Förskola sprechen kann. Außerdem sind wir eben erst seit einer Woche hier und es ist noch alles neu. Manches mag sich noch klären, ändern, bestätigen (oder eben nicht). Dieser Beitrag ist sozusagen ein Status quo, auch meines eigenen Wissensstandes. 

Wer sich fragt, was die Schultüten-Bilder mit dem Beitrag zu tun haben, liest hier nach.

Förskola in Schweden

Die Förskola-Suche: Wie sind wir an die Plätze gekommen?
Bei der Suche nach Betreuungsplätzen in Stockholm aus Deutschland aus fiel uns auf, dass es hier, in Schweden, drei Arten von Einrichtungen gibt: private, städtische und sogenannte „cooperative“ Förskolan. Letztere sind auf die Hilfe der Eltern angewiesen, da springen, wenn ich es richtig verstanden habe, auch mal Eltern ein bei der Betreuung. Wir haben zunächst ganz allgemein internationale Kindergarten(*) online verglichen. Mein Mann ist Profi in Analysen und hat aus jeder Menge Bewertungen, die online für die Vorschulen einsehbar sind, für ca. zehn Einrichtungen, die für uns in Frage kamen, je eine Bewertungs-Matrix erstellt und die Institutionen somit verglichen.

(*internationale Vorschule übrigens, weil wir den Kindern ermöglichen wollen, englisch zu lernen – eine Sprache, die sie im Leben mehr brauchen werden als schwedisch. Sollten wir wirklich zwei Jahre hier sein und dann wieder in Deutschland, bringt Englisch einfach mehr.)

Mit der Auswertung starteten wir dann in die Kontaktaufnahme. Der erste Anruf war ein Flop: Bei der zwar am besten gerankten Vorschule sind wir an einen nicht sehr hilfreichen Kontakt geraten, der uns aufgrund fehlender ID-Nummer direkt abgewiesen hat. Zur Info: In Schweden geht ohne persönliche Nummer gar nichts. Diese bekommt man aber erst, wenn man hierher gezogen ist und sich offiziell meldet (und dann wartet man nochmal bis zu 14 Wochen auf die Nummer).

Beim zweiten Versuch hatten wir Glück: Eine sehr freundliche Kindergartenleitung bot uns, trotz fehlender Nummer, direkt zwei Plätze an ab Ende August, einen in der „Krabbelgruppe“ (1-2 Jahre) und einen in der „Kindergartengruppe“ (3-5 Jahre). Äh, what? Das war so einfach, dass wir es kaum glauben konnten. Nach ein paar Emails hatten wir jedoch die Bestätigung: Wir hatten zwei Plätze sicher, die ID-Nummer sollten wir nachreichen. 

Förskola in Schweden

Unsere Förskola
Unsere Einrichtung ist eine private. Das war mir allerdings vorab gar nicht bewusst, denn: Es ändert einfach wenig. Die Kosten sind nicht teurer als in einer städtischen Einrichtung. Wir zahlen für unsere zwei Förskola-Plätze weniger als die Hälfte verglichen mit einem Krabbelstuben- und einem Kindergartenplatz in Frankfurt. Was sich von einer städtischen Einrichtung unterscheidet, ist angeblich die Gruppengröße (in den privaten Einrichtungen sind die Gruppen kleiner). In der Gruppe der kleinen Kinder sind es zwölf Kinder, in der „älteren Gruppe“ 15. Es gibt noch eine weitere Gruppe für die älteren Kinder im Haus. Insgesamt zählt die Einrichtung also rund 42 Kinder, pro Gruppe gibt es drei Erzieherinnen. Dazu kommt eine Kunstlehrerin, die an drei Tagen der Woche mit den Kindern (immer wechselnd bzw. nach Wunsch) den Kunstraum belegt und dort malt und bastelt. Zudem verfügt die Einrichtung über einen „dance room“ und einen „Movie room“. Auf mich hat die Einrichtung am ersten Tag wie Pippi Langstrumpfs Haus gewirkt, da es so verwinkelt ist und sich überall ein neuer Raum zum Spielen, Essen, Basteln, Toben, Lesen auftut.

Die zwei „Kindergarten“-Gruppen sind im ersten Stock, die „Krabbelstube“ im Erdgeschoss. Es gibt jedoch einen Durchbruch, sodass die Kinder sich mischen können. Freitags findet ein Morgenkreis mit allen Kindern zusammen statt, das scheint immer eine große Party zu sein, wenn alle 42 Kinder zusammen singen.

Förskola in Schweden

Tagesablauf und Mahlzeiten in unserer Förskola
Da zu unserer Förskola kein Außengelände gehört, treffen sich morgens nach 8 Uhr alle auf dem nächsten Spielplatz (50 m entfernt). Die Kinder können ab 7.30 Uhr gebracht werden. Um 9.30 Uhr gibt es einen Obst-Snack auf dem Spielplatz. Um 10 Uhr gehen alle zurück in die Einrichtung, dort ist dann Spielzeit, die Kleinen werden gewickelt. Um 10.30 Uhr findet der Morgenkreis statt, um 10.45 Uhr wird schon Mittagessen serviert. Das wird geliefert, war bei uns in Frankfurt genauso. Eine Küchenhilfe bereitet noch Rohkost für alle zu, stellt Getränke bereit. Die Kinder essen an kleinen Tischen mit ca. drei weiteren Kindern; jede Erzieherin kümmert sich um „ihren Tisch“. 

Der Speiseplan sieht einmal pro Woche Fleisch vor, einmal Fisch, einmal Suppe, einmal vegetarisch. Freitags ist „Überraschungstag“. Die Kinder trinken zu den Mahlzeiten Milch (1,5% Fett) und/oder Wasser. Milch finde ich persönlich schwierig, aber das ist ein anderes Thema und möchte ich hier nicht weiter bewerten. 

Um 11.15/30 gehen die Kleinen schlafen. Für unsere Frühaufsteher-Kids ist das gut so, die Kleine schläft in der Regel 1,5-2 Stunden, sodass sie um 13.30 Uhr aufwacht. Abends kriege ich sie gut ins Bett gebracht (in Deutschland war es immer ein Kampf, da sie bis 14.30 Uhr geschlafen hat und demnach abends nicht müde war). 

Um 14 Uhr ist dann nochmal Snack angesagt, da gibt es wieder Obst, außerdem Knäckebrot, Weißbrot, Butter (leider gesalzen, ebenfalls ein „Pain point“, den ich mal ansprechen werde), Käse, manchmal Porridge, Milch (again…). Zwischen 14.30 und 16 Uhr Uhr gehen alle nochmal raus zum Spielplatz, da werden die meisten Kinder auch abgeholt. 

Generelle Betreuungszeit ist bis 17.30 Uhr. Sollte Bedarf bestehen, die Kinder länger betreuen zu lassen, lässt sich das problemlos einrichten. 

Förskola in Schweden

Programm, Aktivitäten, Projekte, „Polyglutt“
Neben Spielplatzbesuchen und Spaziergängen sind Ausflüge draußen geplant, da haben wir jetzt noch nicht so viel mitbekommen, aber anscheinend gehen die Gruppen viel und regelmäßig auf „field tours“. Morgen startet die Große zum Beispiel einen Ausflug in die Bücherei. Es gibt außerdem Themen, die im Rahmen von Projektwochen behandelt werden. In der Krabbelstuben-Gruppe ist das aktuell Wasser. Die Kinder machen Experimente mit Wasser, Eiswürfeln, Farben im Wasser… Nach Wasser startet zum Herbst hin dann das Thema Licht als Projekt.

Die Kindergartengruppen scheinen etwas mehr freies Spiel zu haben; ich habe die Eingewöhnung dort nicht selbst gemacht, deshalb kann ich es nicht ganz so gut einschätzen. Die Gruppen hier werden auf jeden Fall mehr gemischt, ich habe immer ein paar Kinder im Kunstraum gesehen (unter Aufsicht), andere am iPad, wo mit der Polyglutt-App gearbeitet wird, andere haben gemalt, gespielt.

Thema digital: Auch schon in der „kleinen Gruppe“ (1-2 Jahre) kommt die Polyglutt-App zum Einsatz. In welchem Ausmaß, ist mir (noch) nicht bewusst. 

Förskola in Schweden

(Digitaler) Austausch zwischen Einrichtung und Eltern
Habe ich selbst noch nicht anschauen können, da wir noch auf unsere Zugänge warten, aber es gibt einen Blog für die Eltern, auf dem die Erzieher:innen den Eltern Fotos und Worte zum Tagesgeschehen aufbereiten, sodass die Eltern Eindrücke der KiTa mitbekommen. Dort werden auch Fotos der gemalten und gebastelten Werke der Sprösslinge hochgeladen. Über den Blog werden auch allgemeine Briefe und Informationen bereit gestellt.

„Pipi-/Kaka-Listen“, Schlafenszeiten usw. werden von den Erzieher:innen vor Ort notiert, das habe ich schon bei unserer Krabbelstube in Frankfurt geliebt, da es einem den Alltag mit den Kindern nach der KiTa einfach erleichtert (ist mein Kind müde, hungrig, drückt der Bauch…?). 

So lief die Eingewöhnung in unserer Förskola ab
Wir haben vergangene Woche Mittwoch gestartet. Beide Kinder waren mit je einem Elternteil zwei Stunden in der Betreuung, bei den Snackzeiten, beim Spiel. Am kommenden Tag sind wir schon mit auf den Spielplatz gegangen und dann zurück in die Einrichtung. Auch hier gab es keine Trennung. An Tag drei habe ich die Kleine von 9.15 Uhr bis 11.30 Uhr begleitet und sie dann zeitgleich mit den anderen Kindern zum Schlafen gelegt. Sie schlief auch nach einigen Minuten ein, und da ich mein Kind kenne (es schläft immer mindestens 1,5 Stunden), bin ich guten Gewissens in der Schlafenszeit einen Kaffee trinken gegangen. Nach dem Schlafen haben wir noch gesnackt und sind dann nach Haus gegangen. 

Tag 4 war dann nach dem Wochenende, ab da lautete der Plan: 9 Uhr Bringzeit zum Spielplatz, Abholzeit um 14 Uhr in der Einrichtung. Für beide Kinder. Und für beide war es kein Problem. Meine Kinder sind sehr aufgeschlossen, interessiert, sie haben die neue Umgebung nach fünf Wochen Familienzeit sehr genossen und aufgesogen. Wir hatten keine Probleme, die Kinder sind beide sehr fröhlich in ihrer Förskola. Die Kleine hat jetzt zweimal morgens beim Verabschieden geweint, aber sobald ich um die Ecke biege, ist es wieder ruhig. 

Unsere Eingewöhnung war damit nach drei Tagen eigentlich vorbei. Wir verlängern jetzt peu a peu die Abholzeit bis 15.30 Uhr, sodass die Kinder wie in Deutschland auch von 8.45 Uhr in etwa bis 15.30 Uhr betreut werden. Ich glaube, das funktioniert für uns sehr gut so. 

Förskola in Schweden

So weit die Fakten. Wie ist denn nun der Eindruck?
Overall: sehr gut! Wir sind vor allem von der Herzlichkeit der Erzieherinnen total begeistert. Die Kinder werden in der Einrichtung wirklich gehört und es wird auf sie eingegangen, das tut gut zu sehen.

Mein allererster Eindruck war etwas skeptisch, da wir einfach von Grund auf verwöhnt sind von unseren Einrichtungen in Frankfurt. Die Große war im Montessori Kinderhaus, wo es hell, sauber, ruhig, großzügig ist. Außenbereiche hatten beide Einrichtungen, mit den Erzieherinnen hatten wir auch einfach immer wahnsinniges Glück bislang.

Im ersten Moment kam mir hier die Einrichtung etwas „in die Jahre gekommen“ vor, nicht ganz so sauber, hell, ohne Außenbereich. Wir hatten die Förskola ja noch nie gesehen bis zu unserem ersten Tag dort!

Die Betten für den Mittagsschlaf sind eine große Decke, die für alle ausgerollt wird, da schlafen die Kinder dann auf Kissen und mit Decken, die zur Verfügung gestellt werden. Es wirkt vielleicht ein bisschen „rough“, dieses Schlaflager. Ich kenne es aus Deutschland eben auch nur so, dass jedes Kind ein eigenes Bettchen hat, mit Decke/Schlafsack von zu Hause… Sicherlich stört kein Kind, dass die Kissen hier geteilt werden, ob sauber oder nicht… Wir haben ein Kuscheltier mitgebracht und „that will do“, wie man so schön sagt.

Als Mutter stellt man sich einfach konstant die Frage: Wie war es vorher (bei uns halt einfach: sehr gut!), hat das Neue da überhaupt Chancen, mitzuhalten? Geht es meinem Kind hier gut, ist alles so, wie es eben bestmöglich ist?

Ich störe mich wie gesagt auch an der Milch, die zu allen Mahlzeiten getrunken wird. Kein Kind braucht in meinen Augen drei Becher Milch am Tag, mal ganz davon abgesehen, dass es objektiv betrachtet nicht genügend Kühe gibt, die die ganze Milch produzieren sollen.
Auch das Thema gesalzene Butter ist mir ein Dorn im Auge, denn: Kinder brauchen nicht viel Salz.

Alles in allem überwiegt aber wie gesagt der positive Eindruck – auch wenn unsere Kinder offensichtlich nicht sprechen und verstehen können! Das darf man bei alldem eben nicht vergessen: Die beiden sprechen kein einziges Wort englisch! Das fangen die Erzieherinnen fantastisch auf, indem in einem traurigen Moment mal deutsche Kinderlieder gespielt werden, beide zusammen in den Kunstraum mitgenommen werden. Sogar ein deutsches Buch haben wir schon mitbringen dürfen, damit die Erzieherin etwas gewohntes vorlesen können.

Es wird ganz toll auf die Kinder eingegangen. Die Kleinen, die Bedarf haben, schlafen auf dem Arm der Erzieherinnen ein, es gibt Umarmungen zwischen den Kindern und den Erzieherinnen. Das Vertrauen ist absolut da, und deshalb bin ich auch sehr zuversichtlich, dass unsere Kinder genau am richtigen Ort gelandet sind. 

In der Einrichtung sind zwei weitere deutsche Mädchen und zwei Jungen, mit deren Eltern wir ein bisschen im Austausch sind. Die Kinder haben noch nicht zueinander gefunden, aber: Wir stehen ja noch am Anfang mit allem. 

Und ich komme jetzt mal zum Ende dieses Beitrags, der so viel umfangreicher wurde als ich ihn geplant hatte. Ich hoffe, ich konnte euch in das Thema Förskola einführen und dass ihr gerne von der ersten Woche gelesen habt. Bei Fragen: gerne fragen! 

Liebst, 
Lea Lou 

Förskola in Schweden
Author

Hey, ich bin Lea Lou, Food-Fotografin, Content-Kreateurin, Mama und Yoga-Lehrerin.

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